Interview mit Wulf Schlachter – DXBe Management (2017)
Wer ist Wulf Schlachter? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Funktion: CEO & Gründer von DXBe Management in der Funktion Management-, Strategie- und Innovationsberater für Internet- und Industrietechnologien (IoT, Industrie 4.0, Technology Scouting, Cloud Computing / Big Data, Social Media, Digital Distribution, eCommerce, Smart Energy, sowie IT-Security), eHealth, Telekommunikation, Automotive, Transport Logistik und Medien
Laufbahn: 10 Jahre im Konzernumfeld als Berater für Telco, Medien und IT unterwegs, seit 2007 als externer Management- und Strategieberater aktiv u. a. bei Bosch Connected Devices & Solutions, SSP Europe, NFon AG, Telefónica S.A., NTT Docomo (dimension data), Siemens, SAP, Bertelsmann, United Internet 1&1, vitaliberty GmbH, sowie vielen weiteren…
Standpunkt: Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit damit, dass Sie das Leben eines Anderen leben. Lassen Sie sich nicht von Dogmen einengen. Dogmen sind das Ergebnis des Denkens anderer Menschen. Lassen Sie nicht zu, dass der Lärm fremder Meinungen Ihre eigene innere Stimme übertönt. Und vor allem haben Sie Mut, Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen. (Steve Jobs)
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Meine Familie ist für mich „Motor und Inspiration“ für neue Ideen schlechthin. Speziell meine beiden Söhne im Alter von 9 und 10 Jahren konfrontierten mich fast tagtäglich mit neuen Fragestellungen, die weiterhin aber auch nicht einfach lösbar sind: „Warum können Lego-Technik-Flugzeuge immer noch nicht fliegen – Drohnen aber schon?“ Für alle Familienväter: „Ich arbeite dran“!
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Der Sprung in die Selbstständigkeit im Jahr 2007 und der Aufbau einer Management-, Strategie- und Innovationsberatung war zu Beginn noch ein echtes Nischenthemen wie Vernetzung, Cloud-Services, Digitalisierung und Transformationsmodelle in unterschiedlichsten Branchen funktionieren. Dies hat im Laufe der Jahre zu einer nunmehr langjährigen Erfahrung bei der erfolgreichen Umsetzung von IoT- und Industrie-4.0- Projekten geführt, sowohl bei kleinen Unternehmen mit begrenzten Mitteln, als auch Konzernen die sich bspw. zum Ziel gesetzt haben, alle ihre Produkte zu vernetzen.
Wie kann ich meinen Kunden dadurch neue Produkte und Dienstleistungen anbieten?“
Die Frage nach den Geschäftsmodellen ist die wohl spannendste Frage im Transformationsprozess. Wer in dieser Phase erwartet, dass ein neues Produkt von Tag 1 an Vorteile realisieren lässt, wird enttäuscht. Vielmehr findet hier ein erstes Sales Enablement statt, indem man sich als innovatives und interessantes Unternehmen für Neu- und Bestandskunden aufstellt. Dabei sind die B2B- und B2C-Anwendungsbeispiele im Rahmen von Industrie 4.0 und IoT vielfältig. Das reicht einerseits von der vernetzen Maschine, über die transparente Logistikkette im Bereich B2B, bis hin zu den Themenbereichen Smart Home (Küche, Heizung, Haus und Garten) und Smart Activities in der B2C-Wirtschaft. Beispiele dafür sind der vernetzte Tennisschläger „zum besseren Aufschlagen“, der digitale Lawinen-Rucksack, welcher selbständig auslöst, die Bekleidung, die von der Waschmaschine als GoreTex Jacke erkannt wird oder auch neue intelligente Gesundheits- und Sicherheitstechnik.
Die Digitalisierung der Produkte und Herstellungsverfahren ist in aller Munde, ich kenne einige erfolgreiche Beispiele der Umsetzung und würde unsere Unternehmensstrategie gern mehr darauf ausrichten – aber wie bewerkstellige ich das?
Nutzen Sie die neuen Vorteile im Rahmen ihrer Möglichkeiten und lassen sie sich von „Digitalisierung“ nicht einschüchtern! Sehen Sie es als echte Chance, Ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu erhöhen und verabschieden sie sich im Bereich B2C von dem Gedanken, eine App reiche aus. Diese ist ein reines Werkzeug und taugt in den seltensten Fällen auch zum Aufbau eines neuen Vertriebskanals für das digitale Produkt.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
„Wir leben Transformation und digitale Disruption 365/7/24 in nahezu allen Branchen“, von Logistik, Smart Fabrics & Manufacturing, Automotive, bis hin zur smarten Vernetzung von Dingen des Alltags (Kochtöpfe, Tennisschläger, Bekleidung etc.)!
Was siehst Du als aktuelle Trends und zentrale Herausforderungen, denen Entscheidungsträger im Hinblick auf Industrie 4.0 in den nächsten Jahren begegnen müssen?
Aktuell gibt es noch keine einheitlichen Industriestandards, die zumindest EU-weit den Einsatz von Sensorik festlegen. Die bisherigen Initiativen von namhaften deutschen Konzernen wie Siemens, SAP oder auch Bosch reichen aktuell noch nicht aus. Speziell beim Einsatz von intelligenten Plattformen erfordert das einen erhöhten Grad an integrativem Aufwand, um das jeweilige IT-System mit dem Connected Device zu verbinden. Auch das Thema Datensicherheit von Sensoren wird in diesem Zusammenhang zunehmend eine Rolle spielen, was wir ja auch schon von den Diskussionen rund um die Sicherheit von Cloud-Lösungen kennen.
Wie siehst Du die Stimmung in Deiner Branche in Bezug auf Industrie 4.0?
Ich sehe hier grundsätzliche eine sehr positive Entwicklung in Deutschland, verbunden mit einem riesigen Wachstumspotential bis 2025.
Auf welche Strategien setzt Deine Branche, um die Vorgaben von Industrie 4.0 umzusetzen und wie schätzt Du diese ein?
Die Umsetzung einer erfolgreichen End-to-end-Wertschöpfung ist für mich als Management- und Strategieberater entscheidend. Von der Auswahl und Funktionsweise des Sensors über neue E-Commerce-Modelle bis hin zur Integration von bestehenden Tracking- oder auch neuen Kundenbindungssystemen und Social-Media-Komponenten.
Was siehst Du als die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung vom Internet of Things und wie überprüfst Du diese?
Ein Erfolgsfaktor ist die Strategie, mit Partnering-Modellen zu agieren, anstelle zu versuchen, alles aus einer Hand selbst zu lösen. Das ermöglicht den Fokus auf die eigentlichen Stärken rund um Produkte oder Maschinen. Spätestens im Hinblick auf Algorithmen der Sensoren werden viele Produktentwickler scheitern. Der Markt bietet bereits Sensorentwicklungs-Kits (XDK) mit entsprechenden API-Schnittstellen, um die Möglichkeiten und Funktionsweisen von Sensoren für Unternehmen zu testen.
Wenn Du einen Ausblick wagen sollst, was wird sich grundlegend mit dem Internet of Things und Industrie 4.0 verändern?
Mit der Omnipräsenz von Sensoren werden neue Geschäftsmodelle entstehen, die durch das Bündeln von eigenen und fremden Sensordienstleistungen die Nutzung im eigenen Ökosystem (speziell bei der Datenanalyse) massiv erleichtern. Vergleichbar mit den ersten Trends im Bereich Cloud Service Brokerage wird es auch eine Form von IoT-Brokerage bzw. neuartige Sensor-Aggregationsmodelle geben.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Dieses ständige Phänomen der „selbsternannten Web-Apostel“, die glauben, mit ihrem Halbwissen die Welt nachhaltig verändern zu können.
Die Gutenbergbibel gibt es seit über 500 Jahren … das WWW sicher keine weiteren 450 Jahre!
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Wie man aus dunkeln Wolken „Schäfchenwolken“ schafft.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
- einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Da ist für jeden was dabei
- einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://www.fastcoexist.com/3048033/adidas-knit-these-sneakers-entirely-from-ocean-plastic-trash
- ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Regional Advantage: Culture and Competition in Silicon Valley (aus 1994) von Annalee Saxenian
- eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)
Ich gehe nur selten auf sehr ausgewählte Veranstaltungsreihen, da ich in meinen Projekten meist 1 bis 2 oder mehr Jahre vor dem „Going-to-Market“ und den dort anwesenden Analysten unterwegs bin. Wenn dann schon die internationalen Formate wie „South by Southwest“ (SXSW) in Austin Texas oder CES Las Vegas.
- das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Ist und bleibt „Outlook“
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Mit dem Amazon Chef Jeff Bezos einen Tag lang über deren Strategie zu plaudern…